Text: Hans G. Schnabel
Im Englischen „(Rocky) mountain goat“ genannt, verdient dieses im Deutschen oft als Schneeziege bezeichnete Wild eher den Namen Schneegämse. Oreamnos americanus ist nämlich als nahe Verwandte der eurasischen Gämse (Rupicapra rupicapra) nicht den echten Ziegen, sondern den Bovidae Caprinae, also den Ziegenartigen zuzuordnen. Wie die Gämsen haben sie runde, relativ bescheidene, mehr oder weniger nach oben und hinten gebogene Hörner, die sich in beiden Geschlechtern ähneln. Böcke und Geißen heißen im Englischen „Billies“ und „Nannies“. In drei Unterarten kam die Schneegämse ursprünglich nur in Britisch-Kolumbien, Alberta, Yukon, den Nordwest-Territorien, Alaska, Montana, Idaho und Washington vor. Dazu fanden über die Jahre in den USA, von Kodiak im Norden bis östlich nach South Dakota und südlich nach Colorado und Utah, noch 33 Auswilderungen statt.
Trotz zunehmenden Jagddrucks gab es in den frühen 1960er Jahren in B. C., der Hochburg der Schneegämsen, immer noch um 100.000 Exemplare dieses Wildes. Nur ein Jahrzehnt später waren ihre Bestände allerdings auf 63.000 geschrumpft, und in gewissen Gebieten sogar völlig erloschen. Aufgrund mehrerer Forschungsprojekte kam es schließlich zu neuen Richtlinien für die Jagd auf Schneegämsen. Weil dieses Tier im Gegensatz zu Hirschen in von Menschen dominierten Landschaften keine Jagd „braucht“, werden seither jährlich nicht mehr als 1 bis 4 Prozent der Population über ein Quotensystem und Lotterien zur Jagd freige...